Bringt eure Kinder rein, und verschliesst eure Türen, sie ist wieder da.
Hammerhead's "Stay where the Pepper grows". wurde re-released. Eigentlich ein Grund zum Feiern denn immerhin sprechen wir hier von einer der brutalsten Platten überhaupt, und einem unangefochtenen Meilenstein des deutschsprachigen Punk/Hardcore.
Aber irgendwas hat sich geändert. "Ach was, sag Sachen, immerhin ist die Platte auch vor 15 Jahren erschienen" werdet Ihr sagen. Aber dazu später, erst mal zur Einstimmung eine etwa ebenso alte Konversation mit einem Freund.
ich so:
He du warst auf dem Hammerhead-Konzert, wie wars denn, ich wäre ja auch so gerne hin, aber meine Eltern haben mich nicht gelassen.
er so:
Saucool. Die vollen Assis halt. Nach dem Konzert hat der Sänger auf dem Parkplatz erst mal voll über ein Auto gepisst.
ich so:
Schon ziemlich Assi.
er so:
Ja, und dann hat er den Schlüssel aus der Tache gezogen, hat das Auto aufgeschlossen, und ist heim gefahren.
Für "Stay where the Pepper grows" war ich '93 sicherlich nicht bereit, aber scheiss drauf, ich glaube eh für diese Plate kann man NIE bereit sein. Man kann sich nur überrollen lassen.
Den hinter all der Proll-Attitüde, steckt wahnsinnig viel Gefühl und Tiefe. So hat Wut auszusehen. Die Platte hat für mich geschrien wenn ich es nicht vermochte. Sie hat für mich gewütet wenn ich es nicht konnte. Wie kaum eine andere Platte symbolsierte sie für mich "ich bin anders als ihr Wi#!er".
Diese Platte ist einfach so vielen Leuten auf die Füße getreten, das man sie lieben musste. Sei es durch die Musik, die Texte, oder das Artwork. Selbst Oberquerulant Thees Uhlmann, schätzt sie als eine Art Gesamtkunstwerk, oder zumindest deute ich seine unkonzentrierte Brabbelei auf der offizellen Hammerhead-Website so.
Apropos Artwork, da hätten wir auch schon was was sich geändert hat. Die Gladbeckszene mit der Knarre an Silke Bischoffs Hals wurde durch eine Cartoon-Version ersetzt. Also DAS muss mir jetzt mal jemand erklären. Das
Gladbecker Geiseldrama, das schon damals nicht mehr aktuell (1988) war, muss 20 Jahre später zensiert werden. Verstehe wer will.
Ebenso zu verstehen bleibt warum das Album überhaupt neu aufgelegt wurde? Versuchen Tobias Scheiss und seine Mannen, da etwa doch noch etwas Geld mit dem zu machen, was einmal einmal eine antikapitalistische Kampfansage war? Den auch das hat sich geändert, oder zumindest für mich; wenn Herrn Scheisses Auftritte bei Arabella Kiesbauer und Konsorten, für eine 15jährigen damals wie ein verdienter Schlag gegen das verhasste Spiessertum anmutete, sehe ich da heute eher einen armen Kerl, der sich nicht mal getraut den Menschen in die Augen zu sehen, die er verspottet.
Conclusio: "Stay where the Peppers grows" ist ein Sprengkörper aus dem zweiten Weltkrieg, unter dessen Staubschicht zu lesen ist: Coole Scheisse!


Cpt. Ahab - 9. Apr, 16:12